Ich bin ganz aufgeregt meine erste Review mit euch zu teilen. Als eine meiner ersten Posts über K-Dramen habe ich mir eins herausgesucht, was solch ein Echo in mir hinterlassen hat, dass ich darüber als erstes schreiben wollte. Natürlich versuche ich mit dieser Besprechung Itaewon Class gerecht zu werden, jedoch möchte ich einen Fokus ganz klar auf den Charakter legen, der die Story zusammenhält: Park Sae-ro-yi, gespielt von Park Seo-joon. Entschuldigt jetzt schon meinen euphorischen Ton, aber dieses Drama über Freundschaft, Identität und Menschlichkeit verdient eine kleine Lobeshymne.

Zu den kurzen Fakten: Itaewon Class ist eine südkoreanische Dramaserie aus dem Haus JTCB. Die Erstausstrahlung im koreanischen Fernsehen, sowie auch bei Netflix fand am 31.01.2020 statt. Die Geschichte basiert auf einem Webtoon und erstreckt sich über 16 Episoden, die alle so um die 70 Minuten gehen.

Doch um was geht es genauer?

In einer Auseinandersetzung mit seinem Klassenkameraden Jang Geum-Won schlägt er diesen. Sein Vater, der für den Vorsitzenden Jang arbeitet, muss sich an Stelle seines Sohnes entschuldigen. Da Park Sae-ro-yi nicht der Forderung nachgibt niederzuknien, wird er von der Schule verwiesen, sowie sein Vater aus der Jagga Company entlassen. Durch einen Schicksalsschlag verliert Sae-ro-yi seinen Vater. Von Trauer und Wut getrieben schlägt er den Täter und verletzt ihn schwer. Daraufhin wird er verurteilt und muss eine Gefängnisstrafe antreten. Sae-ro-yi beschliesst Rache an der Jagga Company und dem CEO Jang Dae-Hee zu nehmen. Er eröffnet nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ein Restaurant in Itaewon, Seoul und lernt da seine neue Familie kennen.

Itaewon Class – Wer möchte ich sein?

Es ist gar nicht so einfach eine Kategorie für dieses Drama zu finden. Auf den ersten Blick scheint die Sache ganz klar. Wir stehen vor einer Rachegeschichte. Eine Seite möchte der andere das erfahrene Leid zurückzahlen, doch bleibt das auch so auf den zweiten Blick? Wer will hier wie und warum genau seine Rache ausüben und mit welchen Mitteln? Unser Hauptcharakter Sae-ro-yi (gespielt von Park Seo-joon) hat alles verloren. Seinen Halt und Platz im Leben durch die Niederträchtigkeit und Ungerechtigkeit seiner Widersacher. Doch scheint es nie so zu sein, dass er ihnen schaden will. Angelegt ist der Charakter als gutmütiger Typ, der eher einsteckt als auszuteilen. Was ihn meiner Meinung antreibt ist der Wille sich zu beweisen. Alle negativen Seiten, die normalerweise mit einer Rache Story einherkommen, werden überdeckt von dem Abtrieb sein Ziel zu verfolgen. Die Skrupellosigkeit, die seine Gegner antreibt, hat er jedoch nicht. Sein größtes und oberstes Ziel ist es sich zu beweisen. Sae-ro-yi ist getrieben von dem Ehrgeiz das aufzubauen, was ihm genommen wurde. Wohin Rache treibt kann man sehr gut im Charakter des Vorsitzenden Jang (gespielt von Yu Jae-myeong) sehen. Im Gegensatz zu Sae-ro-yi zerfrisst der Hass und sein Machtdrang ihn innerlich, was nicht nur ihn selbst betrifft, sondern auch seine Umgebung bzw. seine Söhne mit kaputt macht. Während eines Zusammentreffens stellt der Vorsitzende Jang ihm auch die entscheidende Frage. Die, die dieses ganze Drama eigentlich ausmacht: Welchen Weg willst du einschlagen? Wer möchtest du sein? Sae-ro-yi wählt nicht den einfachen Weg der Rache, sondern will Freiheit – für sich uns und sein Leben. Eindeutig Heroqualitäten!

Right in the feels

Dieses Drama hat wirklich alles. Von emotionalen Achterbahnfahrten hin zu großen zwischenmenschlichen Gefühlen. Es ist aber kein Tränenstück, das kann ich euch schon einmal versichern, doch es gibt so unerwartete Momente, die einen ganz aus dem Nichts erwischen. Ob es die Vater-Sohn Geschichte ist, die sich wie ein leises Leitthema durch das Drama zieht, oder seine Standhaftigkeit allen Widrigkeiten die Stirn zu bieten. Es gibt kaum Momente, die dafür geschrieben sind dich in einem Tränenmeer ertrinken zu lassen, sondern es ist die Verbundenheit mit allen Charakteren selbst, die mir beim Schauen nicht nur einmal Gänsehaut hinterlassen hat. Auch seine Verbissenheit immer weiter zu machen, egal wie groß die Schicksalsschläge waren, hat mich so sehr berührt. Sae-ro-yi klammert sich ans Leben mit allen Mitteln und will nicht untergehen. Selten gab es auch eine Geschichte, die mir sogar Mitleid mit am Antagonisten bescherte. Taschentücher sind absolut angebracht und richtig notwendig.

Ohne Freundschaft bist du allein

Familie und Freundschaft begleiten Sae-ro-yi seine ganze Geschichte. Nichts geht ohne die Verbundenheit der Leute untereinander, die ihn auf seinem Weg begleiten. Diese Verbundenheit wird auf vielen Wegen geformt. Die Crew des DanBam ist seine Familie, die er in ganz unterschiedlichen Lebensphasen kennengelernt hat und die bei ihm blieben. Dabei sind auch die Nebenrollen eine große Stärke von Itaewon Class. Selten habe ich einen so diverse Rollenverteilung und Thematisierung gesehen wie hier. Ob es ein Ex-Sträfling ist, BPoC mit koreanischen Wurzeln oder es um das Thema Transsexualität geht, das Drama behandelt das alles sehr offen. Die Frage der Identität und wie du dich selbst siehst, zieht sich auch dadurch.

Eine Liebesgeschichte darf natürlich auch nicht fehlen. Doch eine weitere große Stärke des Dramas ist, dass es eigentlich keine richtige ist. Ohne ein Love Interest würde niemand auskommen, doch verwäscht die Suche nach Liebe nicht die Story selbst, sondern gibt ihr weiterhin ein solides Grundgerüst. Die Nebengeschichte zwischen den Hauptcharakteren Park Sae-ro-yi, Jo Yi-Seo (gespielt von Kim Da-Mi), Jang Geun-won (gespielt von Ahn Bo-Hyun) und Oh Soo-A (gespielt von Kwon Na-Ra) gibt zwar den Anstoß für viele Geschehnisse, aber dominiert nicht das zentrale Motiv. Ein Glück aber auch! 16 Episoden nur Geschmachte und eifersüchtiges Hin und Her machen leider auch das beste Drehbuch kaputt. (Sorry, not sorry!) Du musst nicht auf das klassische Liebesdreieck verzichten und ja, es gibt wundervolle Küsse, Herzklopfen und ein bisschen bangt man auch mit, aber eine Liebesgeschichte per se ist es definitiv nicht.

Ohne Musik funktioniert es nicht

Last, but not least eine Sache sollte nicht unerwähnt gelassen werden und macht auch einen Teil dieses Dramas aus. Genauso einprägsam wie die Story und das Schauspiel ist auch der Soundtrack. Ich glaube, dass einige von euch den Titeltrack von Itaewon Class kennen und wenn nicht, dann wird er euch nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf gehen. Gaho (가호) – Start (시작) brennt sich in dein Gedächtnis ein. Auch ein weiterer Song aus dem Soundtrack ist vielen BTS Fans und darüber hinaus wohl sehr bekannt. V von BTS steuerte zum OST den Song „Sweet Night“ bei. Selten hat ein Song so gut auf eine Szene gepasst. Natürlich will ich nichts spoilern, doch halte dein Taschentuch bereit, denn gerade für diese Sezen wirst du es mehr als brauchen. Wenn du den ganzen Soundtrack in voller Länge genießen willst, dann habe ich ihn euch natürlich auch verlinkt. Genießt die Musik, die auch ganz wundervoll ohne die Serie funktioniert.

Eine schauspielerische Leistung

Eine große Qualität des ganzen Dramas ist neben einem hervorragenden Drehbuch auch die schauspielerische Leistung. Im Mittelpunkt steht hier ganz klar Park Seo-joon. Egal, ob er einen Herzensbrecher, das schnieke Love Interest spielt oder zu als historischer Kämpfer alles gibt, der Mann kann jede Rolle ausfüllen. Doch egal wie oft ich ihn in anderen Rollen gesehen habe, hier sticht er heraus. Die Rolle des Park Sae-ro-yi verlangt viel Können ab, aber es sind vor allem die Kleinigkeiten, die Park Seo-joon damit zeigt. Ob es der verlegene Schreichler über seinen Kopf ist, seine großen Puppy-Eyes oder die tiefe Trauer, die er spielen kann. Es ist die ganze emotionale Bandbreite, die den Charakter erst zum Leben erwecken. Er verkörpert seine Rolle glaubwürdig, was eine gigantische Qualität ist. Es wirkt nicht mehr wie ein Samstagabend-Drama, sondern einer wahren Geschichte, die wir beiwohnen können.

Neben all dem Lob bleibt jedoch auch etwas Kritik über. Manche Handlungsstränge ziehen sich leider. Im Nachhinein macht natürlich alles Sinn, jedoch verliert im Moment des Schauen die Story an Schwung. Gerade der Storystrang rund um die Rachegeschichte ist teilweise etwas langatmig. Das immerwährende hin und her der beiden Gruppen schwächt das Finale der Geschichte ab.

Diese Underdog Story hat mich ganz ohne Zweifel vom Beginn an in seinen Bann gezogen. Nicht nur die emotionale Achterbahnfahrt, sondern auch das herausragende Schauspiel der zentralen Figur durch Park Seo-joon verkörpert.

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