Bei vielen Menschen ist es ganz schön still geworden, wenn ich die letzten Monate betrachte. Und in keiner Zeit ist das so verständlich wie in dieser. Ich gehöre auch dazu, denn irgendwann zwischen dem Klatschen am Fenster und dem Ruckzuck-Lockdown – wo ist eigentlich Werner Schulze-Erdel? – hat mich dann auch das letzte Fünkchen Kraft verlassen mehr als das Lebensnotwendige zu tun. Die Diskrepanz zwischen „will ich tun“ und „schaffe ich gerade so“ ist gigantisch. We all struggle. Und mit diesen Worten sende ich euch ein paar Lebenszeichen!
Was machst du so? Naja, ich lebe vor mich hin. Zwar habe ich jeden Tag ein endlich gut übersichtliche Menge an To-Do’s zu regeln (thanks notion!) und habe sonst auch immer etwas, um die Zeit zu füllen, doch ganz ehrlich? Ich fühle mich ausgelaugt, obwohl ich keine Erziehungsarbeit leiste, nicht im Krankenhaus stehe und Patienten versorge oder allgemein ein großes Leben schmeißen muss. Der Blick in die Nachrichtenlage ist schon mentales Workout auf höchster Stufe.
Keine Nachrichten, nur Frieden
Zu Beginn dieser Polonaise (wir wissen alle, was ich meine) habe ich schon fast im Minutentakt die Nachrichten gecheckt, Zahlen gedeutet, Statistiken gelesen und sonst ganz viele Quellen gelesen, um immer up to date zu sein. Es war eine Welle, die da gefühlt auf uns zuraste. Das war beängstigend und zugleich faszinierend. Man hat dem nur zugeschaut. Jetzt ist das ganz anders. Ich checke nur einmal am Tag die Nachrichtenseite, lese keine Artikel mehr, checke keine Zahlen und Statistiken, sogar den guten Podcast, der uns viel beigebracht hat über diese Polonaise, habe ich deabonniert. Ich kann nicht mehr. Zu viele Informationen, zu viele Menschen, die alles nur schlimmer machen. Das alles hat mich ausgelaugt und somit habe ich dabei dann die Reißleine gezogen. Meinen Medienkonsum habe ich auf das Minimalste eingeschränkt oder ihn mit guten Dingen ersetzt. Das half mir endlich wieder dem Tag ohne Angst zu begegnen.
Keine großen Veränderungen, nur Wohlfühlen
Wenn ich nichts ändern kann, dann kann ich doch meine Vier-Wände ändern. Von Selbstverbesserungsprojekten á la Affirmationsübungen everyday und jeden Tag 3 Stunden Yoga im cleanen Raum mit Pampasgraswedel (ich habe so ein Hass gegen diese Staubfänger) habe ich mich schon ganz lange verabschiedet. „Mach dich krass“ … ja was denn? Krass verrückt? Krass unter Druck? Nein danke, die Welt genügt mir schon selbst. Ich liebe es jedoch meine Wohnung umzugestalten. Das habe ich vorher schon getan und tue es auch jetzt immer noch. Deswegen sind in den letzten Monaten immer mal neue Möbel eingezogen, alte in den Keller verbannt, dann wieder hochgeholt worden … ach halt immer wieder etwas neues ist hier passiert. Seit gestern habe ich dann auch meine Leseecke endlich vollendet. Bis jetzt sehe ich kein Bedarf sie noch einmal in nächster Zeit umzugestalten. Dafür habe ich Pläne mit der dunklen Wand und dem Sofa, aber soweit bin ich noch nicht. Gerade sieht es hier so aus:
Kein Geschäft, nur meine Kunst
Neben den Lebenszeichen, die hier so untergehen, kam auch die Kunst etwas zu kurz. Wenn der Input fehlt, der absolut fehlt, so braucht es auch dafür den gewissen geistigen Freiraum. Ich habe seit Anfang des Jahres mit dem Gedanken gespielt einen eigenen etsy Store aufzumachen. Mit kleinen Stickern und meinen Clay Pins. So ein Schritt ist groß. Es bedarf nicht nur viel Arbeit, die ich streckenweise unterschätzt habe, sondern auch das nötige Stückchen Selbstbewusstsein. „Was habe ich schon zu verlieren?“ war hier mein Mantra, was ich mit mir diesen Weg gegangen ist. Zu diesem Zeitpunkt habe ich alle Produkte fertig, sie sind fotografiert und gelistet, nur ich habe sie noch nicht veröffentlicht, weil mir der Mut fehlt noch genau diesen Schritt zu gehen. Mich quälen da einige Fragen: Bin ich gut genug? Will das einer? Warum mach ich mir die Mühe? … Je weiter ich diese Fragen in meinem Kopf zugelassen habe, desto negativer wurden sie. Desto schwacher fühlte ich mich und je weiter habe ich diese Aufgabe von mir weg geschoben. Ich glaube, wenn diese Selbstzweifel nicht wären, dann würde ich eine krasse Machertypin sein, die alles angeht, weil ich gute Ideen habe und die Kompetenz dazu. Aber dann fehlt an allem der gewisse Prozentsatz. Das macht mich traurig. Und deswegen habe ich den neutralsten Satz gewählt, der für alles hilft: Was habe ich schon zu verlieren? … Nichts. Das legt die Schwelle tiefer. Das macht es leichter den letzten Schritt zu gehen. Meinen Shop möchte ich am Wochenende des 1. Mai eröffnen. Ich halte euch übrigens bei ko-fi auf dem laufenden. Also wer mir da gerne folgen mag, der tue es doch.
Keine Aufregung, nur etwas Musik
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Songs mit euch teilen, die mir gerade sehr helfen. Ich liebe es derzeit Playlists bei Spotify zu erstellen, ihnen kryptisch ätherische Namen zu geben und sie dann stehenzulassen. Meine letzte Playlist trägt den Namen „⛅️ It’s a cold day but you feel the sun on your skin.“ Ich höre die Musik beim Spazieren, mein Liegen am offenen Fenster, wenn durch Wohnzimmer mit Sonne erfüllt ist. Der Frühling geht so langsam zu Ende und der Sommer mit seinen schwitzigen warmen Nächten, die sich alle so süß-zäh anfühlen, ist bald da. Genießt die Sonne und die Kälte auf der Haut. Mit geschlossenen Augen am Fenster, in der Sonne. Und mit sanfter Musik auf den Ohren.
Zu guter Letzt
Ich habe heute ein YouTube Videos des Met gesehen. (Den Channel kann ich nur empfehlen) Und es ist so toll. Es hat mir für kurze Zeit alle Sorgen genommen und mich meinen geliebten Museen wieder näher gebracht (wie vermisse ich sie).
Habt eine wundervolle Zeit, haltet die Nase mal in die Sonne. Das Vitamin D tut uns allen gut. Ich denke an euch!